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Zwei mal drei macht vier, wide-wide-witt und drei macht neune...

Na erkannt? Genau, das ist der Anfang des ikonischen Liedtextes von Astrid Lindgren, den Pippi Langstrumpf da so euphorisch trällert. Als Kind vor dem TV haben wir doch alle mitgesungen, gleichzeitig nachgerechnet und immer wieder festgestellt, dass an der Berechnung irgendetwas nicht ganz stimmt. Beim ersten Rechenschritt (2x3=4?) hat sich nämlich ein kleiner Fehler eingeschlichen und beim zweiten Rechenschritt dann direkt einer weiterer (4+3=9?). Oh je! Zwei Fehler? In einem Kinderlied? Ganz richtig! Aber so viel ich weiß, findet doch jedes Kind irgendwann diese bezaubernden Fehler und rechnet es anschließend richtig vor. Also alles halb so wild.


Außerdem wissen wir doch alle, dass Pippi gerne rumalbert und sie das mittlerweile auch fehlerlos ausrechnen kann. Wenn wir es sogar ganz genau betrachten, hat Pippi die Aufgabe sogar richtig gelöst. Die meisten belächeln nur die Fehler und die wenigsten rechnen es bis zum Ende wirklich durch. Die beiden Fehler gleichen sich letztlich nämlich aus. Das Endergebnis ist somit korrekt (3x2+3=9) und ergibt "neune". Pippi hatte also eigentlich recht. Nur mit 2 kleinen Schönheitsfehler. Die waren aber sehr wichtig. Das Lied wäre sonst vielleicht nicht so beliebt und bekannt geworden.

In unserem eigenen Alltag sind Fehler keine wirklich gern gesehenen Gäste. Da ist die Devise, bitte bloß nichts falsch machen. Die Sorge einen Fehler zu machen ist allgegenwärtig und lähmt uns teilweise. Wir wollen eher gewinnen, beliebt & erfolgreich sein, gelobt werden und einfach immer alles richtig machen. Daran ist grundlegend zwar erst Mal nichts falsch. Jedoch stellt sich unser Köpfchen dann vor, dass alles, was wir tun und erreichen wollen, ganz reibungslos und vor allem fehlerlos laufen muss. Schief gehen darf dabei möglichst wenig, am besten gar nichts. Wehe es treten Probleme und Hindernisse auf. Aber seien wir doch mal ehrlich. Ist das denn so schlimm? Müssen wir immer alles richtig machen? Ist es gut fehlerlos zu sein? Geht das überhaupt?


Die Frage ist kinderleicht zu beantworten. Das ist Quatsch mit Soße.


Wäre es nicht eine perfekte Lösung einfach lieber rein gar nichts zu tun, um Fehler von vorneherein kategorisch auszuschließen? Wer nichts macht, kann ja auch keine Fehler begehen. Mh... in der Theorie zwar schon, aber in der Praxis ist das eigentlich der größte aller Fehler. Die Angst davor, Fehler zu machen. Und die wollen wir heute ablegen. Klären wir doch mal, was eure grundlegende Sorge ist Fehler zu machen?


Naja, dann sind wir halt traurig, enttäuscht, verärgert oder betrübt. Wir fühlen uns einfach dumm und unfähig. Und das wollen wir nicht. Ok, verstehe. Da müssen wir hier mal einen kleinen Perspektivwechsel vornehmen. Mit was assoziiert ihr denn Fehler? Also, mit welchem anderen Wort setzt ihr Fehler in Verbindung?


"Versagen"! Holla die Waldfee. Da geht ihr ja mal direkt in die Vollen. Okay, ist notiert. Sonst noch Einfälle? Ihr könnt einfach reinrufen. Ja. "Verlieren"! Ok, das klingt schon nicht mehr ganz so hart. Ist auch notiert. Noch was? Keine Idee mehr? Gut, aber ich hätte da noch was. Wie wäre es mit "Lernen"?

Lernen? Was meinst du damit? Auf die Frage habe ich tatsächlich gehofft. Erkläre ich, aber zuvor gehen wir doch mal die genannten Wörter gemeinsam durch. Daher nehmt euch jetzt mal ein Blatt Papier und einen Bleistift zur Hand. Dazu müsst ihr jetzt aber aufstehen. Wir sitzen aber gerade so gemütlich. Das dürft ihr jetzt auch gleich wieder. So weit weg müsste die Schublade doch nicht sein, wo ihr alles aufbewahrt. Seufz... Meinetwegen. Geht doch und ging doch ruckzuck. Jetzt notiert ihr das Wort "Fehler" mittig - ganz oben - und die 3 Wörter "Versagen", "Verlieren" und "Lernen" nebeneinander direkt darunter.


Upps, ich habe euch versehentlich etwas vergessen zu sagen. Ihr müsstet bitte nochmal aufstehen und euch 3 Farbstifte holen. Rot, Gelb & Grün. Du hast versprochen, dass wir sitzen bleiben dürfen. Ja doch. Noch einmal. Jeder Gang macht schlank. Hopp, Hopp. Habt ihr alles beisammen? Ja, haben wir. 1A. Woran erinnern euch die Farben? Mh... An eine Ampel. Sehr gut. Wofür die Farben stehen brauchen wir nicht klären, oder? Nein, wissen wir. Dachte ich mir.


Das Wort "Versagen" kreist ihr bitte einmal mit "Rot" ein. Rot heißt "Stop". Niemand möchte bei etwas versagen. Ist euch das schon mal passiert? Ja, bei meiner ersten Fahrprüfung, die ich versemmelt habe. Und die anderen? Beim Fußball, als ich einen Elfmeter neben das Tor gehämmert habe. Hat noch jemand etwas? Ja, ich. Bei meinem Bewerbungsgespräch, als ich bei einer Frage ins Stottern gekommen bin und eine Absage erhielt. Sonst etwas? Ja, bei mir. Als ich echt hart für einen Wettkampf trainiert habe und letzter Platz geworden bin.


Okay, vielen Dank für eure ehrlichen Wortmeldungen. Das sind sehr interessante Geschichten. Jede einzelne. Soll ich euch mal etwas dazu sagen? Ja, was denn? In keinen der Fälle habt ihr versagt. Und wisst ihr warum? Nein, nicht wirklich.


Versagen ist nichts das wir tun, sondern was wir nicht tun. Wir können nur bei einer einzige Sache im Leben versagen. Und zwar, wenn wir es niemals überhaupt probiert haben. In allen euren Fällen, die ihr mir gerade erzählt habt, hattet ihr den Mut es zu versuchen. Ihr habt nicht versagt, ihr habt euer Ziel nur noch nicht erreicht. Ihr habt in einer gewissen Form verloren, aber nicht versagt. Tolles Upgrade! Dann sind wir jetzt also keine Versager, sondern Verlierer? Wartet doch. Ich war ja auch noch nicht fertig.

Das Wort "Verlieren" kreist ihr erst Mal bitte "Gelb" ein. Gelb heißt "Achtung". Eure volle Aufmerksamkeit ist gefragt. Verlieren können wir nur dann, wenn wir etwas wagen, uns trauen und etwas ausprobieren. Aus diesem Grund sollten wir verlieren als etwas Gutes empfinden, auch wenn es sich noch nicht so anfühlt. Die Betonung, liegt auf "noch". Die Fahrprüfung hast du doch dann auch beim zweiten, dritten oder vierten Anlauf bestanden, oder? Einen deiner nächsten Elfmeter wartet schon darauf wieder von dir ins Tor bugsiert zu werden. Du hast dich doch auch wieder auf neue Stellen beworben und nicht direkt aufgegeben. Und der letzte Platz wird zu unrecht von allen belächelt, obwohl die Teilnahme zählt und das du alles dafür gegeben hast.


Verlieren ist nichts schlimmes. Wir dürfen nur nicht nach unten schauen und denken, dass die Ampel direkt wieder auf "Rot" umgeschaltet hat. Nein, das hat sie nicht. Schaut mal hoch, denn die Ampel hat in dem Moment auf "Grün" umgeschaltet. "Grün" steht für "Weiter". Startet nochmal. Probiert es wieder. Aber bleibt bitte nicht stehen. Daher kreist ihr das Wort "Lernen" jetzt bitte mit "Grün" ein. Wenn ihr noch Zeit braucht und eine Ampelphase verpasst, dann lasst euch nicht von den Störgeräuschen und den hupenden Autos hinter euch aus der Ruhe bringen. Ihr bestimmt, wann es weitergeht. Vielleicht merkt ihr auch, dass ihr nicht mehr geradeaus wollt, sondern links oder rechts abbiegen müsst, um zu eurem Ziel zu kommen. Oder ihr habt das Gefühl, dass ihr bei der nächsten Möglichkeit wenden solltet und zurückfahren müsst. Alles ist möglich, so lange ihr entscheidet weiterzumachen und euch von den Rückschlägen nicht zum Stillstand bringen lasst.


Seid daher nicht niedergeschlagen, wenn etwas nicht so ausgeht, wie ihr euch das ausgemalt habt. So lange ihr es versucht, gibt es nur 2 Resultate.


Entweder ihr gewinnt oder ihr lernt!


Ok, das gibt uns echt viel Mut. Und warum können wir dann "Versagen" und "Verlieren" auf dem Blatt nicht einfach wegradieren? Weil wir uns bewusst sein müssen, dass beides existiert. Das "Verlieren" die viel bessere Evolutionsstufe von "Versagen" ist. Und das ""Lernen" eine Art Resultat von "Verlieren" ist.


Um das alles nochmal zusammenzufassen, habe ich für euch schon etwas vorbereitet und auf einen Zettel geschrieben. Ihr müsst weder aufstehen noch etwas notieren. Ihr müsst es euch nur ansehen, verstehen und verinnerlichen.

Wenn wir einen Wunsch haben und ein Ziel erreichen wollen, haben wir immer 2 Optionen. Entweder wir versuchen es gar nicht erst oder wir wagen einen Versuch. Ehrlicherweise würde ich das direkt mal korrigieren und sagen, dass es nur eine echte Option gibt und zwar es immer zumindest mal zu probieren. Ihr könnt euch sicher sein, dass dann Fehler passieren werden. Aber wir haben ja gelernt, dass Fehler keine Bösewichte sind, sondern unsere Helden. Fehler dürft ihr als eine Übung betrachten. Aus jeder Übung resultiert eine Lektion, die wir lernen müssen. Da entscheidet sich dann, ob wir zurück oder nach vorne gehen.

"Lektionen wiederholen sich im Leben, bis sie gelernt sind."

Wenn wir daraus nichts lernen oder mitnehmen, dann starten wir erneut bei 0. Dann hätten wir wieder 2 Optionen vor uns. Einfach aufgeben oder nochmal versuchen? Nochmal, oder? Höchstwahrscheinlich passieren wieder Fehler. So lange, bis wir die Lektion verstanden und gelernt haben. Nur so werdet ihr besser und entwickelt euch. Und das geht immer so weiter. Wie ein Kreislauf, der so unendlich ist, wie unsere Galaxy.

"Ich habe so viel aus meinen Fehlern gelernt, dass ich ernsthaft darüber nachdenke noch ein paar mehr davon zu machen."

Natürlich sollten wir nicht absichtlich Fehler begehen und schon versuchen Dinge richtig zu machen. Doch sollten Fehler passieren, müssen wir sie anderes betrachten, als bisher. Als etwas Positives. Denn letztlich sind eure Erfolge nichts anderes als die Summe eurer Fehler. Also, nehmt euch ein Beispiel an Pippi und seid dankbar für eure Fehler. Dann werdet ihr vielleicht auch mal so groß rauskommen wie sie.

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