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Und was ist dein Talent? ... Atmen!

Aktualisiert: 30. Juni

Unsere Welt kann schon echt fordernd sein. Schnelllebig, rastlos, immer in Bewegung. Nie steht etwas still oder kommt zur Ruhe. Überall Menschen, Verkehr und laute Geräusche. Ständig Zeitdruck, Termine und E-Mails. Und wir sind jeden Tag mittendrin. Es fühlt sich so an, als sind wir stetig auf der Flucht und werden gejagt. Das ist anstrengend, belastend und geht einem echt auf den Keks. Wir müssen dem ganzen Mist entfliehen. Aber wie? Wir können nicht immer auf unseren nächsten Urlaub warten. Das müssen wir auch nicht. Wir haben den Urlaub immer griffbereit in unserer Hosentasche. Also los, greift da mal rein. Ihr habt nur ein paar Münzen, ein zerknittertes Taschentuch und einen Knopf gefunden? Immerhin. Und die andere Tasche? Nein, da ist gar nichts, außer ein paar Fusseln. Ihr merkt, ihr findet da schon was. Nur nicht das, was ich meine. Es ist aber immer da, nur versteckt. Ich zeige es euch gleich. Wir suchen zusammen.

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Heute steht die Erholung im Mittelpunkt. Freut ihr euch? Ihr meint, genau das habt ihr heute gebraucht? Cool, das sind doch tolle Voraussetzungen. Aber ich muss euch da etwas beichten. Ich wollte vorher ein kleines Experiment mit euch machen. Ok, darauf waren wir jetzt nicht wirklich eingestellt. Verrätst du uns, was du machen willst? Also, bevor wir zum entspannten Teil kommen, dachte ich, es wäre eine gute Idee, zu versuchen euch aus der Ruhe zu bringen. Klingt blöd, ich weiß. Aber umso mehr freut ihr euch auf den entspannten Teil? Sollen wir es nicht einfach mal versuchen? Gebt euch einen Ruck. Ok, wir hatten zwar schon einen leicht stressigen Tag, aber wir vertrauen dir und sind dabei. Ich wusste, dass ich auf euch zählen kann.


Bereit für das kleine Experiment? Ja, du darfst loslegen. Ok, dann tauchen wir mal gemeinsam in das Alltagsbeispiel ein, dass ich für euch mitgebracht habe.

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Ein älteres Pärchen - im wohlverdienten Ruhestand - entscheidet sich am Samstag zur Rush-Hour den Wocheneinkauf zu erledigen, weil unter der Woche ja absolut keine frei verfügbare Zeit dafür wäre. Naja, so ist das manchmal.


So weit, so gut. An der Kasse angekommen werden die Lebensmittel aus dem rammelvollen Einkaufskorb dann in aller hergottsruhe aufs Kassenband gelegt. Da wir nur ein paar Kleinigkeiten eingekauft haben, beten wir innerlich um Erbarmen, dass wir vorrücken dürfen. Wir trauen uns aber nicht zu fragen. Das Pärchen hat Blickkontakt aufgenommen. Gutes Zeichen! Wir lächeln verlegen und warten gespannt auf die Erlösung. Aber unsere Mühe war vergebens. Der Blickkontakt reißt ab und das Angebot bleibt aus.


Nachdem alle Lebensmittel gescannt worden sind, werden diese erst im Schneckentempo eingepackt, bevor es seelenruhig ans Bezahlen geht. Dann wird minutenlang in der Geldbörse nach dem passenden Kleingeld gekramt, um dann aber festzustellen, dass es nicht ausreicht. Der Ehemann hat aber leider keine Geldkarte dabei, sodass die Ehefrau einspringen muss und diese versucht in den Untiefen ihrer Tasche auszugraben. Endlich, das Ding wurde gefunden. Selbstverständlich wird die Geldkarte direkt falschherum in das Kartenlesegerät einsteckt, sodass der Bezahlvorgang abgebrochen und wiederholt werden muss. Ein Kollege muss ausgerufen werden, um den Vorgang neu zu autorisieren. Ok, 2. Versuch. PIN falsch eingegeben, mehrfach. Karte gesperrt. Das gibt es doch nicht! Nach eingehender Beratung der beiden findet die Ehefrau dann aber doch noch Bargeld in der Tasche, sodass es jetzt mal weitergehen kann. Aber wartet.


Die geduldige Kassiererin fragt glücklicherweise nicht, ob die Herrschaften Payback-Punkte sammeln, bietet aber unglücklicherweise die Teilnahme am neuen Bonus-Gewinnspiel an. Ja, natürlich, warum auch nicht. Die Kassiererin stellt schnell fest, dass Hefte & Sammelpunkte vergriffen sind. Das ältere Pärchen lässt aber nicht locker. Sie hätten ja noch nie etwas gewonnen und wollen ihr Glück versuchen. Die Kassiererin brüllt über zig andere Kassen rüber, ob noch jemand Restbestände hat. Glücklicherweise wird das bejaht und es kann weitergehen. Wir können unser Glück kaum fassen, dass die Transaktion endlich abgeschlossen ist und wir jetzt tatsächlich an der Reihe sind.


Hinter uns hat sich mittlerweile eine Schlange schnaufender, genervter und teilweise maulender Kunden gebildet. Der Druck ist jetzt bei uns. Die Kassiererin donnert unsere Lebensmittel über die Kasse, ohne das wir annähernd mit dem Einräumen hinterherkommen. Und das obwohl wir die Lebensmittel schon so strategisch logisch aufs Kassenband platziert haben, dass wir diese nur noch wie Tetris-Bausteine zügig in unserer Tasche verstauen können. Das High-Speed-Rennen hat begonnen, aber die freie Bahn ist leider noch durch das ältere Pärchen, das nicht so richtig aus dem Quark kommen will, vor uns blockiert. Unser Plan ist damit gescheitert. Wir warten geduldig, räumen hektisch ein, bezahlen und verlassen etwas gestresst den Laden.

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Habt ihr schon beim Lesen ein bisschen Puls bekommen und unruhig geatmet? Ja und wie. Also hat das Experiment gewirkt. Schon, aber wir mussten auch ziemlich schmunzeln, weil uns das irgendwie bekannt vorkam. Dann bin ich beruhigt, dass ich nicht der Einzige bin, dem es so geht. Ein bisschen Schuld sind wir aber auch, wenn wir am Samstag einkaufen gehen. Damit muss man dann leider rechnen. Normalerweise sollten wir das auch unter der Woche erledigen. Es gibt da nämlich einen Tag, wo die wenigsten Menschen einkaufen gehen. Und der wäre? Naja, wenn ich es verrate, dann kommt ihr mir ja ab sofort alle in die Quere. Also die paar Leute, die den Blog lesen und nicht mal in meiner Nähe wohnen. Ich lüfte für euch das Geheimnis. Es ist der Dienstag.


Oh man, sorry. Wir sind jetzt etwas abgedriftet. Du, nicht wir. Stimmt auch wieder. Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja. Bei Situationen, die uns etwas mehr stressen, als wir uns das wünschen. Dagegen gibt es ein ganz einfaches und effizientes Heilmittel. Genau das, was in unserer Hosentasche wohnen soll? Ja, aber nicht direkt, nur sinnbildlich. Und zwar die Power unserer Atmung. Scherzkeks. Wie soll die Atmung denn bei solchen Situationen helfen? Da ich auch eher zu den ungeduldigeren Wesen zähle, verstehe ich den Einwand. Aber wartet mal ab und urteilt noch nicht voreilig.

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Dann schauen wir uns doch mal an, was die Atmung so alles kann. Es gibt nämlich ganz simple Atemtechniken die uns in den Zenit zurückbringen können. Das coole daran ist, dass wir das überall & jederzeit im Alltag anwenden können. Dazu müsst ihr nur in die Hosentasche greifen.


Der Anfänger - die Übungsatmung

Die Übung machen wir gleich mal zum Start. Sie soll euch vermitteln, welche Kraft die Atmung auf euer Bewusstsein und eure Gefühlswelt hat.


  1. Atmet Mal ganz kurz und zügig durch den Mund ein und wieder aus

  2. Atmet Mal ganz lange und langsam durch die Nase ein und wieder aus


Wenn ihr fertig seid, bewertet bitte mal euren Gemütszustand während der beiden Atmungen. Ganz unterschiedlich, oder? Ja, bei der kurzen Mund-Atmung waren wir irgendwie ziemlich nervös, hektisch und aufgeregt. Bisschen gestresst sogar. Und bei der langsamen Nasen-Atmung entspannter, ruhiger und ausgeglichener. Sehr gut. Test erfolgreich bestanden. Jetzt wisst, ihr wie viel Kraft in eurem Atem steckt. Nutzt ihn, er ist immer da, wenn ihr ihn braucht.


Der Tiefsinnige - die tiefe Atmung

Für mich die schönste Atmung, da sie einen sehr beruhigt und wieder festigt.


  1. Dabei atmen wir ganz tief durch die Nase ein (ca. 6 Sekunden)

  2. Dann atmen wir durch den Mund wieder aus (ca. 10 Sekunden)

  3. Um anschließend wieder von vorne zu starten


Viele machen bei dieser Atmung am Anfang schon einen kleinen Fehler und atmen nur in den Brustkorb ein. Versucht mal mit der Nase ganz tief in euren Bauch zu atmen, so dass er sich stark nach außen wölbt. Auch wenn er das vielleicht schon ohne Luft tut. Spaß am Rande. Ihr müsst versuchen euch wie einen Luftballon aufzupusten. Von da aus atmet ihr weiter, in euren Brustkorb bis hoch zu eurem Kopf, ein. Das braucht ein bisschen Übung, weil wir im Alltag meistens eher flach und kurz atmen. Aber wenn wir schlafen, dann atmen wir deutlich tiefer und auch in den Bauch. Wie bei eurem Großvater, wenn er Mittagsschlaf macht. Nur das er dabei unnötig laut schnarcht. Anschließend atmet ihr durch den Mund ganz langsam wieder aus. Hier die Luft bitte nicht rauspressen, sondern einfach rausgleiten lassen, wie bei einem Ventil. Ihr werdet merken, dass ihr nach ein paar wenigen Wiederholungen ganz zur Ruhe gekommen seid.

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Der Allrounder - die Boxatmung

Diese Atmung hat ihren Namen durch die Vorgehensweise. Stellt euch mal ein Quadrat mit 4 Kanten vor. Wer in Geometrie aufgepasst hat weiß, dass bei einem Quadrat alle 4 Seiten gleich lang sind.


  1. Die erste Kante ist die Einatmung durch die Nase (4 Sekunden)

  2. Die zweite Kante das Anhalten der Luft mit vollen Lungen (4 Sekunden)

  3. Die dritte Kante das Ausatmen durch den Mund (4 Sekunden)

  4. Die vierte Kante das Anhalten der Luft mit leeren Lungen (4 Sekunden)

  5. Dann beginnt alles wieder von vorne, wie ein Kreislauf


Versucht auch hier wieder wellenförmig zuerst in den Bauch, dann in die Brust und zuletzt in euren Kopf zu atmen. Dreht ein paar Runden und ich verspreche euch, danach seid ihr deutlich ruhiger und entspannter.


Der Seufzer - die Doppeleinatmung

Manchmal gibt es Momente, in denen ihr sicher nicht den Nerv habt eine Atemübung durchzuführen. Vielleicht gibt die Situation das auch nicht her, wenn möglicherweise viele Personen um euch herum sind. Gute Nachricht: Atmen ist von Natur aus eine sehr diskrete und rücksichtsvolle Tätigkeit. Die fällt nicht so auf, wie Rülpsen oder Pupsen. Also, wenn ihr etwas gestresst seid, die Emotionen hochkochen und ihr schnell Linderung sucht, dann ist das die Atmung für euch.


  1. Atmet wieder so tief wie möglich durch die Nase ein

  2. Jetzt haltet ihr die Luft kurz da oben, wo sie ist

  3. Nun nehmt ihr nochmal einen kurzen zweiten Atemzug ein

  4. Dann lasst ihr die Luft durch den Mund wieder ganz langsam ab


Beim ersten Mal einatmen reicht es, wenn ihr in die Brust einatmet. Beim zweiten Mal einatmen werdet ihr merken, dass da noch ein wenig Luft ist, die ihr einatmen könnt. Aber nur ganz wenig. Beim Ausatmen könnt ihr dann einen kleinen, leisen Seufzer von euch geben. Oftmals reicht schon eine einzige Wiederholung, um euch augenblicklich zu beruhigen. Das kann aber variieren. Nehmt zur Sicherheit lieber noch so einen Atemzug.


Und was meint ihr? Wir sind begeistert, weil es so einfach, schnell und unkompliziert ist. Das hilft wirklich gut. Super! Ziel reicht. Dann können wir den Blog ja wieder als Erfolg verbuchen und die Lesestunde für heute beenden.

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Warte bitte noch kurz. Wir müssen dich noch etwas fragen? Oh, da war ich wieder etwas zu voreilig. Habe ich etwas vergessen zu erklären? Nicht ganz, nur ein bisschen was ist uns noch nicht klar. Ist es bei unserer ganz normalen Atmung generell besser durch den Mund oder die Nase zu atmen. Stimmt, das habe ich gar nicht so richtig aufgeklärt. Gut, dass ihr mich nochmal zurückgepfiffen habt. Die Antwort auf eure Frage lautet wie folgt.


Eure ganz natürliche Atmung im Alltag und Schlaf sollte ausschließlich durch die Nase erfolgen. Das hat mehrere Benefits. Eure Nase filtert, befeuchtet und erwärmt die Luft beim Einatmen. Die Nase schützt uns außerdem vor Staub, Allergenen und Krankheitserregern. Da freut sich euer Körper. Und beim Ausatmen strömt dann warme Luft nach draußen. Das weiß eure Nase sehr zu schätzen, um nicht immer nur die kalte Luft abzubekommen. Die milden Winde sind wie eine Wellnessbehandlung für die Nase, damit wir gesund bleiben.


Letzter Fakt am Rande. Popel entstehen übrigens durch die Filterung der Luft in der Nase. Der Schmutz bleibt an den Nasenhaaren hängen und an der Schleimhaut kleben. Ganz schön pfiffig unsere Nase. Was die alles kann. Schützen, Riechen, Atmen und hilft dem Mund sogar beim Schmecken. Damit meine ich aber nicht die Popel. Die solltet ihr besser nicht essen. Aber ich weiß, dass das jeder von euch schon mal gemacht hat. Ja, ich auch. Manchmal rolle ich die zu einer Kugel und schnipse sie dann weg. Die können erstaunlich weit fliegen. Ooops, das war vielleicht etwas zu viel Information an dieser Stelle. Nehmt bitte ein Taschentuch.


Zumindest beenden wir den Blog jetzt mit einem kleinen Schmunzeln oder Kopfschütteln. Je nachdem. Tschüss und bis zum nächsten Mal. Hoffentlich.

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